Bayerns Heilbäder und Kurorte: Starker Pfeiler im Tourismus und in der Gesundheitswirtschaft
Die bayerischen Heilbäder und Kurorte ziehen für 2015 eine positive Bilanz: 5,1 Millionen Gästeankünfte sind im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 6,2 Prozent. Damit liegen die Heilbäder und Kurorte über dem bayernweiten Durchschnitt von 5,4 Prozent. Bei den Übernachtungen betrug das Plus 1,6 Prozent. „Damit bleiben wir ein starker Faktor im Tourismus“, sagte der Vorsitzende des Bayerischen Heilbäder-Verbandes e.V., Klaus Holetschek, bei der Tourismus-Jahrespressekonferenz des Bayerischen Wirtschaftsministeriums. „Jede vierte Übernachtung findet in einem bayerischen Heilbad oder Kurort statt. Darauf ruhen wir uns aber nicht aus. Wir möchten und müssen im Gesundheitstourismus stärker werden, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen.“
37 Prozent der Bevölkerung über 14 Jahren haben ein klares Interesse an einer Gesundheitsreise in den nächsten drei Jahren, weitere 26 Prozent ziehen eine solche in Erwägung. Im Gesundheitstourismus steckt also Potenzial. Das sieht auch die Bayerische Staatsregierung so. Wirtschaftsministerin Ilse Aigner und Gesundheitsministerin Melanie Huml arbeiten derzeit an einer Internationalisierungsstudie. Im Rahmen dieser Studie will die Staatsregierung die Potenziale für die Heilbäder und Kurorte ermitteln und eine Internationalisierungsstrategie konzipieren. „Hier werden wir eng mit der Staatsregierung zusammenarbeiten“, so Holetschek. Er verwies auf eine Studie von Project M und Keck Medical, die einen rasanten Zuwachs von ausländischen Patienten aus Russland (+ 130 Prozent), China/Hongkong (+ 471 Prozent) und den Vereinigten Arabischen Emiraten (+300 Prozent) in Vorsorge- und Rehabilitationskliniken aufführt. Dieser Zuwachs ist im Gesundheitstourismus in den Heilbädern und Kurorten noch nicht angekommen“, so Holetschek. „Wir müssen unser Marketing im Gesundheitstourismus stärker darauf ausrichten.“
Eine Voraussetzung für neue Märkte ist für den Verband die Weiterentwicklung der Marke Gesundes Bayern. „Diesen Prozess haben wir letztes Jahr begonnen, wir werden ihn 2016 intensivieren.“ In Workshops und Regionalkonferenzen macht der Bayerische Heilbäder-Verband e.V. seine Mitgliedsorte fit für die Zukunft. Gemeinsam mit Project M und Keck Medical schärfen die Heilbäder und Kurorte ihr Profil und entwickeln neue Angebote.
Einige Orte haben bereits Initiativen ergriffen. Bad Hindelang etwa entwickelte Präventionsprogramme für Allergiker. Im Rahmen des bundesweiten Modellprojektes der Europäischen Stiftung für Allergieforschung wurde die Gemeinde als erste allergikerfreundliche Gemeinde des Alpenraums mit dem ECARF-Qualitätssiegel für Allergikerfreundlichkeit ausgezeichnet. Das Staatsbad Bad Reichenhall punktet mit dem Präventionsprogramm „DurchatemZeit“ in der Alpenstadt mit der Sole als ortsgebundenes Heilmittel. Wertvolle Unterstützung liefert das „Förderprogramm zur Steigerung der medizinischen Qualität in Bayerischen Heilbädern und Kurorten“ des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Die Heilbäder und Kurorte nehmen es stark an. So haben Experten des Kurortes Bad Birnbach das Präventionsprogramm „Aktiv gegen Erschöpfung und Stress – AGES“ entwickelt. Das ortsgebundene Heilmittel „Heilwasser“ wird aktiv in ein Entspannungs- und Bewegungsprogramm eingebunden. Die Ludwig-Maximilians-Universität München untersucht das Programm. Bad Aibling hat mit einer Studie erfolgreich die Wirksamkeit des Präventionsprogrammes „Mit dem Moor zum Inneren Gleichgewicht“ bewiesen.
Der Bayerische Heilbäder-Verband e.V. hat selbst die „BAVARIA-Studie“ gestartet. Sie wird vom Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung (IBE) der Ludwig-Maximilians-Universität München durchgeführt und vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit gefördert. „Wir möchten mit dieser Studie untermauern, dass Kuren nachhaltiger wirken als Vorsorgemaßnahmen am Ort“, so Holetschek.
Weiter im Fokus hat der Verband das betriebliche Gesundheitsmanagement. Er hat das „Bündnis für gesunde Mitarbeiter“ ins Leben gerufen und startet jetzt gemeinsam mit dem „Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste“ ein neues Projekt. Gemeinsam entwickeln die beiden Verbände ein Präventionsprogramm, das individuell auf Pflegekräfte zugeschneidert ist.