Neues Modell: „Gesundheitsorientierte Workation“

Landrat Peter Berek und Tourismusministerin Michaela Kaniber, © Bayerischer Heilbäder-Verband e.V.
Landrat Peter Berek und Tourismusministerin Michaela Kaniber, © Bayerischer Heilbäder-Verband e.V.

Bad Bocklet, 4. November 2024 – Eine Auszeit nehmen, etwas für die Gesundheit tun und gleichzeitig arbeiten – das soll künftig in den bayerischen Heilbädern und Kurorten möglich sein. Das Modell dazu heißt „Gesundheitsorientierte Workation“. Der Bayerische Heilbäder-Verband unterstützt ein Förderprojekt des Bayerischen Zentrums für Tourismus (BZT). In diesem Projekt führte das Institut CENTOURIS der Universität Passau eine Potenzialanalyse durch. Die Ergebnisse wurden am Montag (4. November) auf dem 78. Bayerischen Heilbädertag in Bad Bocklet vorgestellt. „Eine gesundheitsorientierte Workation kombiniert Arbeit und Gesundheitsprävention so, dass Arbeitnehmende während ihres Aufenthalts ihrer beruflichen Tätigkeit nachgehen und gleichzeitig etwas für ihre Gesundheit tun können,“ erklärte Dr. Stefan Mang, Geschäftsführer von CENTOURIS. „Unsere Analyse zeigt, dass die bayerischen Heilbäder und Kurorte hierfür Potenzial bieten und derzeit kein vergleichbares Angebot existiert. Das Konzept eröffnet zudem die Chance, neue Zielgruppen zu erschließen, die bisher weniger in traditionellen Gesundheits- und Urlaubsorten angesprochen wurden.“ Das Workation-Modell hätte nach Ansicht des Vorsitzenden Landrat Peter Berek einen gewichtigen Vorteil gegenüber der klassischen Kur: „Die Workation verbindet Arbeitszeit mit Gesundheit und erreicht die Arbeitnehmer damit in ihrem Arbeitsumfeld. Ein besonderer Vorteil besteht darin, dass sie während der regulären Arbeitszeit stattindet Der Gast muss dafür keine Urlaubstage opfern. Das Modell könnte vom Arbeitgeber unterstützt werden und damit ein fester Bestandteil des betrieblichen Gesundheitsmanagements sein.“ 
Die Potenzialanalyse von CENTOURIS ergab ein großes Interesse von Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Von 936 befragten Arbeitnehmern konnten sich 38 % das Modell auf jeden Fall, weitere 31 % vielleicht vorstellen. Bei den 169 befragten Unternehmensvertretern konnten sich 32 % das Modell auf jeden Fall, weitere 47 % vielleicht vorstellen. 
„Workation ist ein spannender und eigentlich ganz praktischer Ansatz für die Heilbäder und Kurorte“, so Berek weiter. „Das Interesse unserer Mitglieder im Rahmen eines Workshops zur Studie war sehr groß. Es wäre ein weiterer Baustein in unserem Präventionsangebot und würde unsere Orte auch bezüglich des Gesundheitstourismus attraktiver machen.“
Von einer bedeutenden Zukunft des Gesundheitstourismus in den bayerischen Kurorten und Heilbädern ist auch Bayerns Tourismusministerin Michaela Kaniber überzeugt. „Mit unseren Kurorten und Heilbädern haben wir ein sehr gewichtiges Pfund im Bayerntourismus, das künftig immer bedeutsamer werden wird. Gesundheit ist heutzutage ein Megatrend geworden. Denn das Gesundheitsbewusstsein der Menschen und die Bereitschaft, in die eigene Gesundheit zu investieren, nimmt stetig zu. Zugleich entstehen leider auch neue Krankheiten und Krankheitsbilder. Aber es gibt auch immer neue Gesundheitstrends, wie etwa die steigende Bedeutung der Prävention, den Trend zu Workation, also die Verbindung von Arbeit, Urlaub und Gesundheit an einem touristisch attraktiven Ort. Oder etwa die zunehmende Relevanz attraktiver Naturlandschaften für Gesundheit und Wohlbefinden beispielsweise bei der Waldgesundheit“, so Ministerin Kaniber.

Große Sorge um die Kommunalfinanzen
Weiteres Thema bei der öffentlichen Mitgliederversammlung waren die Kommunalfinanzen. „Da baut sich gerade eine Lage auf, die sich viele noch gar nicht vorstellen können“, warnt Berek. „Nach Angaben des Deutschen Städte- und Gemeindebundes hatten die deutschen Städte und Gemeinden im ersten Halbjahr 2024 ein Defizit von mehr als 17,2 Milliarden Euro in den kommunalen Kassen zu beklagen.“ Verantwortlich dafür seien massive Steigerungen bei den Sozialausgaben, unter anderem für Kinder- und Jugendhilfe und für die Integration von Flüchtlingen, bei der Sozialhilfe und bei den Personalkosten. Auch im bisher so finanzstarken Freistaat Bayern schlagen diese Entwicklungen durch. „Für unsere Heilbäder und Kurorte sind diese Entwicklungen hoch problematisch. Zum einen wird die hoch angespannte Finanzausstattung der Kommunen dazu führen, dass u.a. für die Heilbadaufgaben dramatisch weniger Mittel bereitstehen, zum anderen bleibt zu befürchten, dass die staatlichen Fördermöglichkeiten künftig beschnitten werden“, so der Vorsitzende.
„Die völlig unzureichende Grundfinanzierung der Kliniken, zuständig ist der Bund, kommt noch dazu und drängt bereits jetzt weit über 80 % der bayerischen Landkreise in erhebliche finanzielle Nöte. Wie sich dann noch die über unseren Kopf hinweg fabrizierte Krankenhausreform auswirkt, steht noch auf einem ganz anderen Blatt“ so Berek weiter. „Wir verbrennen gerade kommunales Geld für Aufgaben des Bundes. Und wir befürchten ein Kliniksterben in einem erheblichen Ausmaß, natürlich auch zu Lasten der ländlichen Räume. Auch das wird für unsere Heilbäder und Kurorte als wichtiger Teil der Gesundheitsversorgung verhängnisvoll.“ 
 

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