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Studie belegt hohen Präventionsbedarf bei Pflegekräften

Symbolbild Pflege, © Bayerischer Heilbäder-Verband e.V.
Symbolbild Pflege, © Bayerischer Heilbäder-Verband e.V.

München – Pflegekräfte haben aufgrund ihrer beruflichen Belastungen einen hohen Bedarf an Gesundheitsprävention. Besonders nötig und von den Pflegekräften ausdrücklich erwünscht sind Schulungen zur Stressbewältigung und Teamarbeit sowie praktische Maßnahmen wie Rückenschule und Entspannung. Das ist das Ergebnis einer Expertenbefragung des Lehrstuhls für Public Health und Versorgungsforschung (IBE) der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ausgewertet wurden 1.381 ausgefüllte Fragebögen von Pflegekräften. Die Befragung ist Teil des Projektes „PFLEGEprevent“, ein Gemeinschaftsprojekt des Lehrstuhls mit dem Bayerischen Heilbäder-Verband und dem Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa). Die Bayerische Staatsregierung fördert das Projekt mit 200.000 Euro.  

„Die Pflegekräfte selbst schätzen ihre Arbeitsfähigkeit als kritisch bis mäßig ein“, so Prof. Dr. Angela Schuh von der LMU. „Sie brauchen dringend ein Präventionsprogramm, um ihre Belastungen besser zu bewältigen.“ Rund 80 Prozent der Pflegekräfte, die gesundheitliche Probleme haben, leiden der Befragung zufolge an Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems, rund 39 Prozent an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Jede dritte Pflegekraft mit ärztlich diagnostizierten Erkrankungen leidet an psychischen Beeinträchtigungen.
In dem Gemeinschaftsprojekt wurde ein für Pflegekräfte maßgeschneidertes fünftägiges Präventionsprogramm mit je einem Auffrischungstag nach 3 und 6 Monaten entwickelt. Die ersten Pilotprogramme starteten Anfang 2018 in Bad Reichenhall, eine Auswertung läuft derzeit. Drei Viertel der Pflegekräfte in der Expertenbefragung wünschen sich explizit eine Teilnahme an solch einem Programm.

„Die Befragung zeigt eindeutig Handlungsbedarf“, sagt der Vorsitzende des Bayerischen Heilbäder-Verbandes Klaus Holetschek. „Schon jetzt leidet die Pflegebranche unter einem massiven Personalmangel. Wir müssen alles dafür tun, dass die Pflegekräfte länger und gesund in ihrem Beruf bleiben. Wir werden noch in diesem Jahr die ausführlichen Ergebnisse und das ausgearbeitete Präventionsprogramm vorstellen. Ich erwarte von den Krankenkassen, dass sie diese Prävention ohne Wenn und Aber bezahlen.“ 
„Der Pflegeprevent ist ein grundlegender und wichtiger Baustein bei der Einführung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements.  Mit dem Pflegepersonal- stärkungsgesetz können wir eine Finanzierung sicherstellen und zwar für alle Pflegekräfte“, sagt Joachim Görtz, Leiter der Landesgeschäftsstelle des bpa in Bayern. „Mit den Heilbädern und den Pflegeeinrichtungen halten wir dafür auch eine flächendeckende Struktur vor“.
Bestärkt sehen sich die Beteiligten durch den jüngsten Gesundheitsreport der Techniker-Krankenkasse. Nach dieser Studie fallen Kranken- und Altenpflegekräfte pro Jahr rund 23 Arbeitstage aus. Damit sind die Pflegekräfte acht Tage länger krank als der bundesdeutsche Durchschnitt aller Beschäftigten. Auch bei der Verschreibung von Medikamenten liegt das Pflegepersonal weit vor anderen Berufsgruppen. 

Detaillierte Ergebnisse aus der Expertenbefragung sind in einer wissenschaftlichen Veröffentlichung zu finden (DOI: 10.1055/a-0905-3007).